Spiegeltherapie bei Phantomschmerzen nach Amputation

Fast alle Amputierten haben Phantomempfindungen und spüren ihr nicht mehr vorhandenes Körperteil. Rund 80% von ihnen leiden unter Phantomschmerzen. Das Ausmaß ist hier sehr vielschichtig. Während einige nur gelegentlich ein Zucken, Kribbeln, Brennen oder Stechen empfinden, sind andere mehrere Stunden oder sogar Tage durch teilweise starke Schmerzen beeinträchtigt. Phantomschmerzen stellen eine komplizierte Diagnose dar, weil die Ursachen nicht eindeutig geklärt sind, wodurch auch die Behandlung erschwert wird. Eine mögliche Therapieform, die sich bei vielen Amputierten bewährt hat, ist die Spiegeltherapie.

Phantomschmerzen: Was ist das noch mal?

Wenn Ihr noch einmal genau nachlesen möchtet, was der Unterschied zwischen Phantomempfindungen, Phantomschmerzen und Stumpfschmerzen ist, schaut hier vorbei: „Alles was Du über Phantomschmerzen und Stumpfschmerzen wissen musst“

Was genau ist die Spiegeltherapie?

Bei der Spiegeltherapie wird Dein Gehirn quasi ausgetrickst, um die schmerzhaften Wahrnehmungen im betroffenen Körperteil zu reduzieren. Dabei wird ein Spiegel so in der Körpermitte platziert, dass die betroffene Extremität sich hinter dem Spiegel befindet. Durch den Blick auf das Spiegelbild der nicht betroffenen Seite wird bei den Übungen der Eindruck von zwei gesunden Körperteilen erweckt. Du bewegst gefühlt also beide Seiten synchron.

Dieses visuelle Feedback signalisiert Deinem Gehirn, dass Dein fehlendes Körperteil noch da ist und sich bewegt. So kann das Phantomglied mithilfe von Bewegungen der gesunden Seite aus verkrampften und schmerzhaften Positionen gelöst und in eine angenehmere, schmerzfreie Position bewegt werden.

Die Umgebung sollte während der Therapie so reizarm wie möglich sein und das Spiegelbild keine weiteren Gegenstände zeigen. Ringe oder anderen Schmuck vorher abnehmen und sichtbare Tattoos abkleben.

Erfahrene Therapeuten kennen Tricks, um den Spiegel so zu positionieren, dass es zu keinen Verzerrungen des Spiegelbildes kommt, da diese die Symptome verstärken können. Später kann die Therapie daheim selbstständig fortgesetzt werden. Dazu gibt es faltbare, aufstellbare Therapiespiegel für zu Hause. 

Die Spiegeltherapie wird ärztlich verordnet und ist in Deutschland eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse.

 

Ist die Spiegeltherapie das Richtige für mich?

Diese Therapieform eignet sich insbesondere bei einseitig Amputierten mit chronischen Phantomschmerzen. Sprich offen und frühzeitig mit Deinem Arzt, Therapeuten oder Orthopädietechniker über Deine Beschwerden und bitte um Hilfe – sie werden gemeinsam mit Dir nach individuellen Lösungen suchen, Dich beraten und anleiten. Häufig empfiehlt sich auch, mehrere Therapien miteinander zu kombinieren. Es gibt keinen Grund sich für Phantomschmerzen zu schämen. Diese Schmerzen sind sehr real und Du bist damit nicht allein.